Stadtlandschaft
Die Rathausbrücke liegt zwischen dem ehemaligen Marstall und dem Palast
der Republik auf der linken Spreeseite und dem Nikolaiviertel und dem Marx-Engels-Forum
am anderen Spreeufer. Sie verbindet den Platz vor dem Berliner Rathaus mit dem
ehemaligen Schlossplatz. Mit dem Marx-Engels-Forum und dem ehemaligen Schlossareal
grenzen nördlich weite maßstabslose Stadträume beiderseits an
die Brücke an, die Südseite wird durch die Bebauung des rekonstruierten
Nikolaiviertels, den Marstall und das Staatsratsgebäude gefasst. Nach
Süden öffnet sich im Brückenübergang ein grachtartiger Flussraum,
im Norden stehen Palast der Republik und Dom unmittelbar am Flussufer.
Blickbezüge
Nach Süden wird der Blick im grachtartigen Flussraum der Spree fokussiert:
auf der Ostseite verläuft vor der Bebauungskante des Nikolaiviertels eine
Uferpromenade, auf der Südseite erheben sich die Mauern des Marstalls und
des Hauses der Wirtschaft unmittelbar aus dem Wasser. Hinter der Mühlendammbrücke
treten 2 Hochhäuser auf der Fischerinsel in die Flucht des Flussraums.
Nach Norden reicht der von den Baumassen des Palasts der Republik, des Doms
und den Grünanlagen des Marx-Engels-Forums gerahmte Blick über die
Liebknechtbrücke bis zum Quartier am Monbijoupark.
Im Osten erblickt man längs der Bebauungswand des Nikolaiviertels den Turm
des Berliner Rathauses, links daneben hinter der Grünfläche des Marx-Engels-Forums
den Fernsehturm sowie den Turm der Marienkirche.
Nach Westen wird zwischen Marstall und Palast der Republik die Richtungsänderung
des Straßenweges in die Französische Straße durch den Schwenk
in der Ausrichtung von Staatsratsgebäude und Auswärtigem Amt merklich.
Über dem Nordhof des Auswärtigen Amtes erscheint die Kuppel des Französischen
Doms als Point-de -vue.
Entstehungsgeschichte
Die Rathausbrücke liegt am zweitältesten Brückenstandort Berlins.
Die erste Brücke wurde als hölzerne Jochbrücke im Zuge der einst
Alt-Berlin teilenden Georgenstraße, die heutige Rathausstraße, gebaut.
Im 14. Jhdt. beschlossen Berlin und Kölln eine gemeinsame Stadtverwaltung,
deren erstes Rathaus man auf neutralem Ort auf der Brücke über der
Spree errichtete.
Nach mehreren hölzernen Brücken entwarf Nehring eine fünffeldrige
Steingewölbebrücke, gebaut von 1691 bis 1703. Auf einem vorgelagerten
Podest wurde Schlüters Reiterstandbild des Großen Kurfürsten
aufgestellt.
Die nunmehr sogenannte Kurfürstenbrücke wurde nach mehreren Verbreiterungen
1890 durch eine dreifeldrige Gewölbebrücke ersetzt, die sich in ihrer
Gestaltung an dem Vorgängerbau orientierte.
Das Reiterstandbild wurde im Zweiten Weltkrieg gesichert und 1952 vor dem Schloss
Charlottenburg aufgestellt.
Nachdem das mittlere und westliche Brückengewölbe durch deutsche Truppen
gesprengt wurde, errichtete man nach mehreren Notausbesserungen 1953 eine "Dauerbehelfsbrücke".
Im Zusammenhang mit dem Bau des Palasts der Republik wurde das mittlere und
westliche Brückenfeld 1974 abgebrochen und durch eine Stahlkonstruktion
ersetzt.