Das Architekturbüro muf architecture/art und die Künstlerin Sissel Tolaas haben nach umfangreicher Ortsrecherche ein interaktives Projekt an der Jannowitzbrücke entwickelt, dessen "Partner" die Umwohner, Touristen, Demonstranten und Passanten sind. Sie setzen die Jannowitzbrücke in Beziehung zum Wannsee und Müggelsee, da in ihren Augen das Zentrum einer Stadt nicht isoliert von ihrer Peripherie verstanden werden kann.

Vor dem Hintergrund, dass die Jannowitzbrücke im Gegensatz zu den beiden Badeseen keine Stätte des Verweilens ist, sondern trotz des vorhandenen Anlegesteges für Ausflugsschiffe ein Durchgangsort, planen sie verschiedene Interventionen vor Ort, die bewusst die Erwartungshaltung der Passanten an den Ort erschüttern sollen: Auf dem Treppenabsatz zur Anlegestelle der Stern- und Kreisschifffahrt wird ein Imbiss eingerichtet, an dem exquisite chinesische Gerichte sehr preiswert (durch Subvention) angeboten werden. Eine farbige und illuminierte Wand hinter dem Imbisshäuschen erzeugt eine einladende Wirkung. Die Treppenstufen werden mit Holz verkleidet. Auf der südlichen Uferseite brechen große Spiegel das Sonnenlicht, um dunkle Punkte am Ufer auszuleuchten. Die unbebauten Grundstücke auf dem nördlichen Spreeufer werden mit Jasmin bepflanzt. Ventilatoren und der natürlich vorherrschende Wind sorgen für eine Verbreitung der angenehmen Düfte von Essen und Pflanzen.

Die Interventionen beziehen sich konkret auf folgende Aspekte des Ortes: Chinesische Botschaft, Anlegesteg, S-Bahn-Unterführung, Wohnblöcke - vormals für privilegierte DDR-Bürger, das Jannowitzcenter, die Freiflächen und den Luftraum. An einem Durchgangsort, der geprägt ist von der jüngsten Geschichte und den daraus resultierenden heterogenen Bauten und Freiflächen, wird auf diese Weise ein Mikrokosmos mit Annehmlichkeiten errichtet, den keiner hier erwartet. Geplant ist ein entsprechendes Satellitenprojekt für den Müggelsee.